© Boris Storz • TERRA.NOVA

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Entwurfsverfasser Landschaftsarchitektur:
Peter Wich, TERRA.NOVA Landschaftsarchitektur

Mitarbeiter: Philip Schmoeger, Bettina Sedlaczek
Fachplaner/Bauleitung: Architektur: Baumschlager Hutter ZT GmbH, Dornbirn
am Bau beteiligte Firmen: Ingenieurkonsulenten für Bauwesen gbd Holding ZT GmbH
Auftraggeber/Bauherr: Marktgemeinde Hard
Bearbeitungszeitraum: 2015 - 2018
Fläche:
Planungs-/Baukosten: 2,8 Mio. Euro



 Juryurteil:

Das prämierte Projekt der „Schulen am See“ schafft es auf besonders gelungene Weise, das Thema der „Bildungslandschaft“ freiraumplanerisch zu interpretieren. Der landschaftsarchitektonische Entwurf nutzt mit angemessenen Mitteln die Potentiale der privilegierten Lage am Ufer des Bodensees. Die Architektur der Schule fügt sich harmonisch in einen klar gegliederten, landschaftlich und spielerisch gestalteten Freiraum ein, der auf die zukünftige Entwicklung und die weitere Inbesitznahme der Schule flexibel reagieren kann.

Die abwechslungsreichen Innen- und Außenräume sind vielfältig miteinander verwoben, an vielen Orten gibt es gegenseitige Sichtbeziehungen von den Schulgebäuden zum attraktiven Landschaftraum des Bodensees. Die räumliche und typologische Differenzierung in ein großzügiges Entrée, attraktive Spielhöfe, den naturnahen Schulpark sowie die zahlreichen Sportangebote sind mit einer großen Klarheit umgesetzt. Dass die Schüler jahrgangs- und fächerübergreifend lernen, spiegelt sich in den offenen, nicht einschränkenden oder determinierenden Spielangeboten der Pausenhöfe und des Schulparks wider.

Besonders die Spielhöfe „Wasser“, „Holz“ und „Stein“ überzeugen auch im Detail durch ihre landschaftlichen Assoziationen und die multifunktionalen Angebote mit hohem Gestaltungs- und Spielwert. Den Landschaftsarchitekten ist es gelungen, einen zeitlosen Lernort mit einer außerordentlich freundlichen, warmen und gleichzeitig naturnahen Atmosphäre zu erschaffen.

 

Projekterläuterung:

Die besondere Lage in direkter Nähe zum Bodensee bestimmt das gemeinsame Konzept von Gebäude und Freiraum. Alle Schulnutzungen sind über offene Höfe und Plattformen in den Obergeschossen eng mit dem Außenraum verknüpft. Nach Nordosten orientieren sich Schule und Innenhöfe zum vorgelagerten Schul- und Sportpark mit direktem Blick zum See. Im Südwesten liegen die gemeinsamen Erschließung- und Aufenthaltsflächen der Bestandssporthallen und des Schulneubaus, einem Cluster aus Volks-, Mittelschule und Dreifachsporthalle. Um die Ablesbarkeit der beschriebenen räumlichen Zuordnungen zu stärken, wird der Außenraum in drei Themenbereiche gegliedert:

1. Das Rückgrat
Ein offener Vorbereich fasst Bushalt, Schulweg, Zufahrten und Gebäudeeingangszonen zu einem großzügigen Entrée zusammen. Dieses zeichnet sich durch eine formale, funktionsgerechte Gestaltung aus. Infolgedessen sind Materialien und Bepflanzung einheitlich und verständlich gestaltet. Bewusst wird auf eine Belagsdifferenzierung der unterschiedlichen Nutzungsarten verzichtet. Wobei Verkehr und Zuwegungen für Schüler*innen durch eine eindeutige funktionale Zuordnung getrennt bleiben. Ausgehend vom “Rückgrat“ führt ein Wegekreuz über den Schulpark bis zum Ortszentrum von Hard und direkt von der Schule zum See. Dies garantiert eine sichere Schulwegeführung von außerhalb. Silberweidenalleen entlang der Wege betonen die enge Verzahnung mit der Umgebung. Begleitet von Schilfpflanzungen wird der gestalterische Bezug zum Bodenseeufer aufgenommen. An den Schulzugängen bilden robuste Sitz- und Liegeplattformen aus Holz identitätsstiftende Treffpunkte. Diverse Sportangebote unterstützen hier die multifunktionale Nutzbarkeit und werden auch während der Pausen gerne angenommen.

2. Der Schulpark
Im nordöstlich an das Schulgelände angrenzenden Landschaftsraum liegt der Fokus der Gestaltung auf dem naturnahen Erleben. Der sogenannte “Heldenpfad“, ein Rundparcour aus gemähten Rasenwegen führt durch diverse Erlebnisräume. An den Wegestationen werden gezielt Nutzungs- und Lernschwerpunkte im Freien, wie Schultheater, Grüne Klassenzimmer oder ein Kunstgarten angeboten. Die besonderen Orte werden durch punktuelle Verdichtung der Gehölzstrukturen zu hainartigen Situationen markiert und zugleich ausreichend beschattetet. Zunächst wird durch die Baumpflanzungen und Herstellung einer zweischürigen Wiesenfläche nur das räumliche Grundgerüst geschaffen. Der Schulpark wird bewusst resilient zur Aufnahme weiterer Nutzungsansprüche konzipiert. Zusammen mit der Lehrerschaft und den Schülern*innen wird die Bespielung der Orte im Sinne der schulischen DYI-Mentalität entwickelt und nach und nach vervollständigt. Beispielsweise erfolgt derzeit durch die sogenannte "Ackerdemie" eine Erweiterung des Schulgartens für den Gemüseanbau in Eigenleistung.

3. Die drei Höfe
Die Gestaltung der Höfe entsteht aus der Geschichte der Region. Es werden je Hof geomorphologische und landschaftliche Besonderheiten des Ortes beschrieben. Im Sinne der “Polarisation“, einem zentralen Begriff der in den Schulen am See angewandten Montessori-Pädagogik, der die Konzentration auf ein Element bezeichnet, folgt jeder der drei Höfe einem bestimmten Thema:
"Hof 1-Gestein" behandelt die glazialmorphologische Genese der Region. Durch Gletschermoränen, rund geschliffene, riesige Felsmonolithe, wie sie im Untergrund tatsächlich vorhanden sind, werden zufällig im Hofraum verteilt und laden zur Erkundung ein. "Hof 2-Holz" steht für den Holzreichtum der Region und den Bezug zur Bodenseeschifffahrt. Unter dem Motto "Alle Mann an Deck!" bieten höhengestaffelte Holzplattformen ausreichend Raum für Spiel und Miteinander. "Hof 3-Wasser"thematisiert als nachempfundene, topographische Landschaft aus großformatig, amorph geformten Betonfertigteilen die sogenannten "Sandribbeln". Hierbei handelt es sich um ein nahegelegenes Naturdenkmal aus modellierten Sandsteinformationen im Flusslauf der Bregenzer Ach. Ähnlich wie in der Natur laden im Wasserhof große, von den Kindern flutbare Wasserlachen zur Abkühlung in heißen Sommermonaten ein.

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