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Landschaftpark Duisburg-Nord

Duisburg

1985 beendete das Hüttenwerk Duisburg – Meiderich die Produktion. 1989 beschloss die Stadt Duisburg die Transformation der Industriebrache in einen Park, der in 13 Jahren im Rahmen der IBA Emscher Park unter Mithilfe zahlreicher Bürgergruppen und Vereine Realität wurde. Er ist eines der über 100 Projekte, mit denen die IBA Maßstäbe einer Baukultur für den ökologischen, ökonomischen und sozialen Umbau der Altindustrieregion im nördlichen Ruhrgebiet setzte.

Die vorhandenen industriellen Strukturen wurden aufgegriffen, ihre Fragmente in einer neuen Syntax zu einer neuen „Landschaft“ entwickelt. Einzelne Schichten wirken unabhängig voneinander, sind visuell, funktional oder auch nur ideell verknüpft:
- der tief eingeschnittene Wasserpark,
- der Bahnpark mit Hochpromenaden und Brücken,
- die in großen Bereichen nur extensiv gepflegten Felder der Vegetation,
- die Promenaden auf Straßenniveau, die früher getrennte Stadtteile verbinden,
- der Sinterpark mit Festplatz und horti conclusi in den Erzbunkern
- und der Hochofenpark mit Aussichtsplattformen, Felsengärten und Plätzen im Herzen der Anlage.

Der offene Schmutzwasserkanal der„Alten Emscher“ wurde verrohrt und wandelte sich zum Klarwasserkanal mit Brücken und Stegen, gespeist von Regen- und Pumpenwasser. Kanal, offene Rinnen, alte und neue Rohre, Biotope in Kühltassen und Klärbecken und der spektakuläre Vielblattrotor auf dem Gerüst des Brechturms sind Teile eines Wassersystems, dessen „natürliche“ Prozesse nach ökologischen Regeln ablaufen, aber technologisch initiiert und aufrechterhalten werden.

Im Bahnpark führen die Linien der Gleise, einzig wirklich durchlaufenden Verbindungen im Park, tief in die Wohn- und Arbeitsbereiche der angrenzenden Stadtviertel. Gleisharfen erscheinen nach einem gezielten Vegetationsmanagement als riesige Land Art.
Brücken verbinden getrennte Parkteile. Gleisstege, gebaut mit Elementen alter Stahlbrücken, laufen auf alten Pfeilern und über die Erzbunker.
Die magere farbenreiche Vegetation auf den aus Schlacke geschütteten Dämmen, eingewandert mit Erz aus der ganzen Welt, schützt ein spezielles Vegetationsmanagement.

Der Abriss der hoch kontaminierten Sinteranlage gab Raum für einen großen Platz, gerahmt von Bunkermauern, Gleissteg, Brechwerk und dem Gerüst der Kranbahn vor der Silhouette der Hochöfen. Dachgärten decken belastetes Material in den Bunkertaschen. Nicht kontaminierter Abbruch wurde zu neuen Baumaterialien recycelt.

Es war umstritten, öffentliche Räume in der Hochofenanlage zu entwickeln. Heute ist die Furcht vor giftigen Altlasten einer ruhigen Akzeptanz der alten Strukturen gewichen. Besucher wandern durch die Ruinen der Produktion, lernen, mit ihnen umzugehen und sie nach ihrer eigenen Vorstellung zu nutzen. Bis zu 50.000 Menschen finden sich bei Festen auf den Plätzen ein. Es entstand eine neue Geschichte, entwickelte sich ein neues Verständnis für den Ort und ein anderer Begriff der Gartenkunst.

Die gigantischen Erzbunker parallel zu den Hochöfen beschäftigten mit ihren tiefen Betonkammern, den geheimnisvollen dunklen Räumen und Gängen die Phantasie der Planer in unterschiedlichen Annäherungen. Aus Kostengründen konnten nur in einem Teil der Bunker die 2 – 3m dicken Betonmauern durchschnitten und mit Rampen und Stegen verbunden werden. Der nördliche Teil wurde zum Klettergarten des Alpenvereins.
Die durchgehend nutzbaren mineralischen Flächen, Wiesen und Gärten, Stege und Brücken und in Teilen betretbare industrielle Bauten und Ruinen sind offen für alle und ein riesiger ungefährdeter Spielplatz in einem dramatischen Ambiente.

"Innerhalb von zwei Jahrzehnten wandelte sich ein stillgelegtes Hüttenwerk zu einer Großstadtoase. Die millionenfach fotografierte Hochofenkulisse ist heute eine weltweit bekannte Natur- und Kulturlandschaft sowie mit jährlich rund 250 Veranstaltungen eine Top-Event-Adresse. Mit durchschnittlich einer Million Besuchern pro Jahr gehört der Landschaftspark Duisburg-Nord zu den beliebtesten Natur- und Kulturlandschaften in Nordrhein-Westfalen." (www.landschaftspark.de)


Chaos lässt sich nicht ordnen, es lässt sich nur in der Abstraktion vermitteln: Fünf Informationsschichten ließen sich abstrahieren; drei linear auf verschiedenen Ebenen, eine flächig und eine punktuell. © Latz + Partner, 1990


Das zentrale Element der neuen Alten Emscher ist der Klarwasserkanal. Das Profil des alten Kanals wurde beibehalten, um Kontakt mit den belasteten Böden der Umgebung zu vermeiden. © Michael Latz, 2014


Die Rundklärbecken waren mit großen Mengen Arsenschlamm verseucht. Sie wurden gesäubert und dienen als Reservebecken. In der Spiegelung wird die Kranbahn zu einem aufgerissenen Krokodilmaul. © Michael Latz, 2014


Die starken Höhenunterschiede der Bahndämme erschwerten die Bewegung, bis wir deren Regeln folgten: Wir lernten zu laufen, wie die Lokomotive fährt – ein ungewohntes Bewegungsmuster, mit dem sich die Nutzer des Parks angefreundet haben. © Latz + Partner, 2008


Im Winter verschwinden die Farben und die Strukturen prägen den Park. © Duisburg Marketing GmbH, 2012


Die massiven Mauern der Bunkeranlage, einst mit Erz, Kohle, Aschen und Schlacken gefüllt, umschließen neben Altlasten und Wasserreservoirs die auf unterschiedlichen Höhen eingebauten horti conclusi, wo heute Vegetation das Bild bestimmt. © Latz + Partner, 2004


Im Hochofenpark entstanden zentrale multifunktionale Plätze, wo sich das Grün der im Raster gepflanzten Bäume, ihre Stämme und Äste mit den bizarren Strukturen der Winderhitzer und Hochöfen zu einem phantastischen Bild verweben. © Michael Latz, 2015


Die Kirschbaume bilden inzwischen ein geschlossenes Kronendach, das im Sommer Schatten spendet und und zur Blütezeit die Sonne bis zum Boden durchlässt. © Michael Latz, 2015


Die Piazza Metallica ist Symbol der Metamorphose existierender harter Industriestrukturen zum öffentlichen Raum. Jede einzelne Platte hatte im Gießbett der Erzgießerei durch die flüssige Glut ihre unverwechselbare Oberfläche erhalten. © Michael Latz, 1995


Die hoch aufragenden Türme und Mauern der Erzbunkeranlage verwandelten sich in die steilen Felswände einer Gebirgslandschaft. Ein Berghang, der „Almaufstieg“, führt zu einer Riesenrutsche für junge und ältere Besucher. © Michael Latz, 2014


Entwurfsverfasser
Prof. em. o.e. Peter Latz
LATZ+PARTNER LandschaftsArchitektur Stadtplanung

Mitarbeiter
Projektleitung Planung:
Christine Rupp-Stoppel im Stammbüro in Kranzberg
Karl-Heinz Danielzik im Projektbüro in Duisburg
Mitarbeit Planung:
Stefanie Meinicke (†), Peter Bedner, Renate Bickelmann, Tilman
Latz, Marianne Reisig, Martina Schneider, Robert Wenk,
Peter Wilde, Jutta Wippermann u. a.
Praktikanten: Claudia Baumstark, Ulrike Böhm, Georg
Klumpen, Christoph Marx, Martin Prominski u. a.
Mitarbeit Realisierung:
Claus Heimann, Philipp Kühnel, Matthias Leimbach


Fachplaner / Bauleitung
Partnerbüro Architektur: Günther Lipkowsky, Oberhausen
Partnerbüro Realisierung: Prof. Wigbert Riehl, Latz Riehl Schulz, Kassel

am Bau beteiligte Firmen
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Auftraggeber | Bauherr
Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) NRW als Treuhänder
der Stadt Duisburg,
Emschergenossenschaft Essen,
Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR, heute RVR)

Bearbeitungszeitraum
1990 - 2002

Planungs- / Baukosten
Gesamtbaukosten ohne Gebäude, Altlastensanierung und Verrohrung des Schmutzwasserkanals: ca. 15 Mio. €