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Waller Sand Bremen

Bremen

Die Parkanlage „Waller Sand“ in Bremen verwandelt Hochwasserschutz zu lebenswerten Räumen für die Stadtbevölkerung: Statt eines Bauwerks mit Barrierewirkung konnten mit der Sanierung der Schutzanlagen multifunktional nutzbare Freiräume geschaffen werden, die dem historischen Bestand und dem gegenwärtigen öffentlichen Leben angepasst sind. Der urbane Deichbau verdeutlicht, wie komplexe technische Infrastrukturen zu stadt- und baukulturell hochwertigen Bestandteilen des öffentlichen Raums von einer harten zu einer weichen Kante entwickelt werden können.

Ein Modellprojekt für zukunftsfähigen Hochwasserschutz

Mit rund 300 ha Fläche ist die Überseestadt eines der größten innerstädtischen Entwicklungsgebiete in Europa. In dem bis in die 1990er Jahre als Industriehafen genutzten Gebiet wächst ein gemischtes Stadtquartier mit bis zu 11.000 neuen Bewohnern, Bildungs- und Kultureinrichtungen. Die Parkanlage liegt im Westen der Bremer Innenstadt, am Ende einer Halbinsel. Früher wurde für die Großschifffahrt an dieser Stelle ein imposanter Wendezirkel angelegt. Heute wird anstelle der bisher rein funktionalen Steinschüttung dieser vernachlässigte Ort zu einer stadtweiten Attraktion: Hier entsteht ein vitaler Park mit weiträumigen Aufenthaltsmöglichkeiten und vielfältiger Erlebnisqualität.

Weltweit sind die Küstenregionen vom Anstieg der Meeresspiegel betroffen, in Bremen sind zukünftig 86 % der Stadtfläche von Hochwasser bedroht. Während im Zuge des Paradigmenwechsel vielerorts städtische Ufer erschlossen werden, droht parallel vor der Realität steigender Meeresspiegel eine Wiederholung der baulichen Abschottung vom Wasser. Zum Zwecke der Klimaanpassung und Schutz vor einer Sturmflut wurden die Deichanlagen ertüchtigt und zudem als großzügiger Strandpark gestaltet. So sind ein Stadtstrand, ein Tidegarten, ein Boulevard und weitere Aufenthaltsorte am Wasser entstanden. Der urbane Deichbau löst den Konflikt zwischen notwendiger Technik und freiräumlicher Nutzung mit hoher landschaftsarchitektonischer Qualität. Der „Waller Sand“ wurde für seinen besonderen Projektansatz in die Förderung des Bundes der „Nationalen Projekte des Städtebaus“ aufgenommen, in dessen Rahmen innovative Projekte von nationaler Bedeutung gefördert werden.

Naturerlebnis in der Stadt

Zentraler Anziehungspunkt des Parks ist ein großflächiger Strand, der sich zwischen Stadt- und Wasserkante aufspannt und einen sinnlichen Kontrast zum industriell geprägten Umfeld bildet. Die knapp drei Hektar große, nutzungsoffene Fläche wird zum stadtweiten Magnet für zahlreiche Freizeitnutzungen und Verknüpfungspunkt mit den umliegenden Stadtteilen Gröpeling und Walle. Wasserseitig wird die Sandfläche durch einen barrierefreien Uferweg begleitet, der die Weser wieder erfahrbar macht. Der Strandpark greift die vorhandene Szenografie auf und verfeinert sie: Klare bauliche Elemente, lange Sitzbänke und einfache Holzbohlenwege fügen sich in die ortsspezifischen Dimensionen ein und ergänzen so das vorhandene Landschaftsbild.

Spundwand als Hochwasserschutzbank

Als Rückgrat des Parks entsteht auf der Stadtseite eine durchgängige, von beiden Seiten bespielbare, duale Sitzbank aus dem sichtbaren Teil einer unterirdischen Spundwand. Die Bank zieht sich entlang des angrenzenden Boulevards Gustaf-Erikson-Ufer. Dieser wird als eine niveaugleiche verkehrsberuhigte Zone gestaltet, die auf dem breiten Deichverteidigungsweg zum Flanieren einlädt.

Wiederverwertung von Hafenelementen

Den schmalen Vorplatz des Molenturms belebt eine etwa 20 m lange, multifunktionale Holzskulptur zum Klettern und Sitzen. Gebaut wurde sie aus recycelten Reibhölzern ehemaliger Schleusenwände. Die imposanten Bongossi-Bohlen sind ein außergewöhnlich robustes Konstruktionsholz, das im jahrzehntelangen Einsatz eine einzigartige Patina und Haptik erhielt. In seiner heutigen Umnutzung schaffen die großformatigen Holzobjekte eine starke Klammer zur rauen Hafenumgebung und erinnern an den nahegelegenen Holzhafen.


Waller Sand bildet den Abschluss der Überseestadt, eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas. © A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


Mit seinem weichen, fließenden Übergang zwischen Stadt und Wasser macht der neue Park die Weser erlebbar und vereint die technischen Notwendigkeiten des Hochwasserschutzes mit neuen Freizeitnutzungen. © Hanns Joosten, A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


In der weichen Trennung zwischen Stadt und Wasser sorgt eine integrierte Spundwand für den Hochwasserschutz und Dünen als Wellenbrecher. © A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


Der Spundwandkopf dient als 220 Meter lange Sitzbank und steigert damit die Qualität als Aufenthaltsort. © Hanns Joosten, A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


Einfache Holzbohlenwege fügen sich in die ortsspezifischen Dimensionen und die Atmosphäre von Hafen und Flussraum ein. Nutzungsoffene Flächen mit vielfältigen Kinderspielmöglichkeiten fügen sich in die Grundstruktur ein. © Hanns Joosten, A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


Für eine Erfrischung zwischendurch ist ein Wasserspielplatz in die Strandlandschaft integriert. © Hanns Joosten, A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


Zwischen Stadt- und Wasserkante bildet die maritime Dünenlandschaft mit Strandgräsern, Sanddorn und Kiefern, einen atmosphärischen Kontrast zum industriell geprägten Umfeld. © Hanns Joosten, A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


Die lange Promenade zum denkmalgeschützten Leuchtfeuer wurde in ihrer Geradlinigkeit akzentuiert und zum identitätsstiftenden Sehnsuchtsort entwickelt. © Hanns Joosten, A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


Eine aus recycelten Reibhölzern gefertigte Sitz- und Kletterskulptur lädt zum Verweilen ein. © Hanns Joosten, A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


Prächtige Wildstaudenflächen aus autochthonen Pflanzenmischungen ziehen sich die Landschaftszunge entlang. © Hanns Joosten, A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, 2020


Entwurfsverfasser
Steffan Robel, Jan Grimmek
A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH

Mitarbeiter
Lola Meyer, Joachim Naundorf


Fachplaner / Bauleitung
Fachplaner: Sweco GmbH, bremenports GmbH & Co. KG
Bauleitung: ASP Atelier Schreckenberg Planungsgesellschaft mbH

am Bau beteiligte Firmen
Schumacher & Wellbrock Garten- u. Landschaftsbau GmbH & Co. KG


Auftraggeber | Bauherr
Sondervermögen Überseestadt c/o Wirtschaftsförderung Bremen GmbH
Langenstraße 2-4
28195 Bremen

Bearbeitungszeitraum
2015 – 2019

Planungs- / Baukosten
2,7 Mio. Euro