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© Hanns Joosten • A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH

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Entwurfsverfasser Landschaftsarchitektur:
Steffan Robel, Jan Grimmek
A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH

Mitarbeiter:innen
Lola Meyer, Joachim Naundorf

Weitere Planungsbeteiligte
Fachplaner:innen: Sweco GmbH, bremenports GmbH & Co. KG
Bauleitung: ASP Atelier Schreckenberg Planungsgesellschaft mbH

am Bau beteiligte Firma:
Schumacher & Wellbrock Garten- u. Landschaftsbau GmbH & Co. KG

Auftraggeber/Bauherr: Sondervermögen Überseestadt c/o Wirtschaftsförderung Bremen GmbH
Bearbeitungszeitraum: 2015 - 2019
Planungs-/Baukosten: 2,7 Mio. Euro

 



 

Juryurteil:

Das Areal der heutigen Überseestadt Bremen war bis in die Neunzigerjahre hinein vorwiegend industriell genutzt worden, bevor das 300 Hektar große Hafengebiet an der Weser im neuen Jahrtausend zum aktuell größten Neubaugebiet Europas mit Wohn- und Gewerbenutzungen wurde.

An der nordwestlichen Spitze der innenstadtnah gelegenen Überseestadt ist zwischen 2015 und 2019 ein drei Hektar großer Strandpark namens „Waller Sand“ angelegt worden. Zum ihm gehören eine Dünenlandschaft, für die große Mengen Sand aufgeschüttet wurden, und die sogenannte Südmole. Die Dünenlandschaft und der vorgelagerte Strand orientieren sich in Gestalt und Vegetation (Dünengras, Sanddorn, Kiefern) an der Nordseeküste, während die hölzernen Sonnenschirme typologisch an die Südsee denken lassen. Die Mole vor dem Wendekreis für Großschiffe ist als Kontrapunkt konzipiert: Dort findet sich auf dem Schotter des aufgegebenen Gleises heimische Spontanvegetation, die behutsam umgestaltet und inszeniert wird. Auf dem Vorplatz des Molenturms ist eine 20 Meter lange, multifunktionale Holzskulptur platziert worden, für die Bongossi-Bohlen aus Reibhölzern ehemaliger Schleusenwände verwendet wurden.

Der „Waller Sand“ ist als Treffpunkt für die Bewohner der Überseestadt konzipiert worden, dient zugleich jedoch auch als Anziehungspunkt für die ganze Stadt.  Der Entwurf von A24 Landschaftsarchitektur GmbH überzeugt durch das fast ironisch zu nennende Spiel mit Urlaubsbildern, bei dem sich exotische und regionale Elemente zu einer Art hybriden Süd-Nord-See mischen. Die großzügige Anlage lässt einerseits genug Raum für freies Spiel, andererseits aber im Übergang zum Stadtraum auch genau definierte Räume für verschiedene Freizeitaktivitäten wie Beachvolleyball und Wasserspiele. Die Funktion des Hochwasserschutzes, die die Anlage mit einer 15 Meter tiefen Spundwand auch erfüllen muss, ist geschickt mit einer Sitzbank aus Beton kaschiert worden.

 

Projekterläuterung:

Die Parkanlage „Waller Sand“ in Bremen verwandelt Hochwasserschutz zu lebenswerten Räumen für die Stadtbevölkerung: Statt eines Bauwerks mit Barrierewirkung konnten mit der Sanierung der Schutzanlagen multifunktional nutzbare Freiräume geschaffen werden, die dem historischen Bestand und dem gegenwärtigen öffentlichen Leben angepasst sind. Der urbane Deichbau verdeutlicht, wie komplexe technische Infrastrukturen zu stadt- und baukulturell hochwertigen Bestandteilen des öffentlichen Raums von einer harten zu einer weichen Kante entwickelt werden können.

Ein Modellprojekt für zukunftsfähigen Hochwasserschutz

Mit rund 300 ha Fläche ist die Überseestadt eines der größten innerstädtischen Entwicklungsgebiete in Europa. In dem bis in die 1990er Jahre als Industriehafen genutzten Gebiet wächst ein gemischtes Stadtquartier mit bis zu 11.000 neuen Bewohnern, Bildungs- und Kultureinrichtungen. Die Parkanlage liegt im Westen der Bremer Innenstadt, am Ende einer Halbinsel. Früher wurde für die Großschifffahrt an dieser Stelle ein imposanter Wendezirkel angelegt. Heute wird anstelle der bisher rein funktionalen Steinschüttung dieser vernachlässigte Ort zu einer stadtweiten Attraktion: Hier entsteht ein vitaler Park mit weiträumigen Aufenthaltsmöglichkeiten und vielfältiger Erlebnisqualität.

Weltweit sind die Küstenregionen vom Anstieg der Meeresspiegel betroffen, in Bremen sind zukünftig 86 % der Stadtfläche von Hochwasser bedroht. Während im Zuge des Paradigmenwechsel vielerorts städtische Ufer erschlossen werden, droht parallel vor der Realität steigender Meeresspiegel eine Wiederholung der baulichen Abschottung vom Wasser. Zum Zwecke der Klimaanpassung und Schutz vor einer Sturmflut wurden die Deichanlagen ertüchtigt und zudem als großzügiger Strandpark gestaltet. So sind ein Stadtstrand, ein Tidegarten, ein Boulevard und weitere Aufenthaltsorte am Wasser entstanden. Der urbane Deichbau löst den Konflikt zwischen notwendiger Technik und freiräumlicher Nutzung mit hoher landschaftsarchitektonischer Qualität. Der „Waller Sand“ wurde für seinen besonderen Projektansatz in die Förderung des Bundes der „Nationalen Projekte des Städtebaus“ aufgenommen, in dessen Rahmen innovative Projekte von nationaler Bedeutung gefördert werden.

Naturerlebnis in der Stadt

Zentraler Anziehungspunkt des Parks ist ein großflächiger Strand, der sich zwischen Stadt- und Wasserkante aufspannt und einen sinnlichen Kontrast zum industriell geprägten Umfeld bildet. Die knapp drei Hektar große, nutzungsoffene Fläche wird zum stadtweiten Magnet für zahlreiche Freizeitnutzungen und Verknüpfungspunkt mit den umliegenden Stadtteilen Gröpeling und Walle. Wasserseitig wird die Sandfläche durch einen barrierefreien Uferweg begleitet, der die Weser wieder erfahrbar macht. Der Strandpark greift die vorhandene Szenografie auf und verfeinert sie: Klare bauliche Elemente, lange Sitzbänke und einfache Holzbohlenwege fügen sich in die ortsspezifischen Dimensionen ein und ergänzen so das vorhandene Landschaftsbild.

Spundwand als Hochwasserschutzbank

Als Rückgrat des Parks entsteht auf der Stadtseite eine durchgängige, von beiden Seiten bespielbare, duale Sitzbank aus dem sichtbaren Teil einer unterirdischen Spundwand. Die Bank zieht sich entlang des angrenzenden Boulevards Gustaf-Erikson-Ufer. Dieser wird als eine niveaugleiche verkehrsberuhigte Zone gestaltet, die auf dem breiten Deichverteidigungsweg zum Flanieren einlädt.

Wiederverwertung von Hafenelementen

Den schmalen Vorplatz des Molenturms belebt eine etwa 20 m lange, multifunktionale Holzskulptur zum Klettern und Sitzen. Gebaut wurde sie aus recycelten Reibhölzern ehemaliger Schleusenwände. Die imposanten Bongossi-Bohlen sind ein außergewöhnlich robustes Konstruktionsholz, das im jahrzehntelangen Einsatz eine einzigartige Patina und Haptik erhielt. In seiner heutigen Umnutzung schaffen die großformatigen Holzobjekte eine starke Klammer zur rauen Hafenumgebung und erinnern an den nahegelegenen Holzhafen.