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Brettspiel

Bochum

Ausgezeichnet mit dem LILA-Award 2021 in der Kategorie "schools and playgrounds" dem Street scape award in der Kategorie "Urban public art" und nominiert für den POLIS-Award in der Kategorie "Lebenswerter Freiraum".

AUSGANGSLAGE
Einer der größten und wichtigsten innerstädtischen Plätze Bochums, der Husemannplatz, wird in den kommenden Jahren komplett umgestaltet. Die Stadt Bochum hat die letzte Phase vor dem Umbau als Chance gesehen. Als Möglichkeit um Innenstadt als Freiraum neu zu erproben und, konkret, das Thema des Spiels in der Innenstadt, mit ungewöhnlichen Ideen erlebbar zu machen.

HALTUNGEN
1. Wir wollen keinen temporären Spielplatz, wir wollen eine temporäre (Spiel-)landschaft!
2. Es soll ein Ort sein, der neugierig macht, unabhängig vom Alter.
3. Das Temporäre, das Experimentelle muss sichtbar sein.

KONZEPT
Ausgangspunkt des Brettspiels ist es, die starre Symmetrie des Platzes zu brechen. Das Brettspiel verweigert sich der eigenwilligen Axialität und sucht die Spannung in einer Form, die ein chaotisches Moment auf den Platz bringt. Ca. 90 Bretter legen sich wie ein Netz aus schmalen Stegen über den Platz. Die Bretter laufen horizontal, tauchen untereinander durch, sind geneigt oder haben Lücken, die man überwinden muss.
Ein Ort, der für uns kein Spielplatz ist, sondern eine temporäre, skulpturale Landschaft, die offen ist für alle. Und eine Arbeit, die in ihrer Anmutung, den temporären und experimentellen Charakter sichtbar macht.

TECHNIK
Der Umbau des Platzes erlaubte uns, die Fußplatten der Stahlkonsolen in den Granitoberflächen zu verschrauben. Auf den Platten sind Gewindestangen verschweißt an denen Stahlkonsolen mit stabilen Muttern auf die richtige Höhe geschraubt werden können. Das erlaubte während des Bauprozesses ein gewisses Maß an Flexibilität auf die Gegebenheiten des Untergrundes zu reagieren. Es gibt insgesamt 3 unterschiedliche Höhen der Gewindestangen, deren maximale Höhe inkl. Brett immer unter 60cm bleibt, um dem Fallschutz Rechnung zu tragen. Die Lärchenbretter sind gehobelt, geschliffen und an den Kanten kontrastfarbig lasiert, um die Bespielbarkeit sicherer zu machen und die Arbeit, in einem sehr heterogenen Umfeld, auch visuell kräftig herauszuarbeiten. Um die Arbeit herum wurde ein taktiler Aufmerksamkeitstreifen aufgeklebt um querende Passanten auf die Situation aufmerksam zu machen.

PROZESS
Gemeinsam mit den unterschiedlichen Fachämtern der Stadt, ist dem Projekt ein intensiver Prozess vorangegangen, bei dem das möglich machen des Ungewohnten immer im Fokus stand. Im Laufe mehrerer Monate konnten wir gemeinsam die zahlreichen Fragen und Probleme lösen, die so ein Projekt im öffentlichen Raum mit sich bringt.
Die Arbeit wurde nach ersten Skizzen und Visualisierungen im physischen Modell entworfen und anschließend in die detailliertere Planung (Lagepläne, Schnitte und Ansichten) übersetzt, die Grundlage für den Aufbau war.

RÜCKBLICK
Juliane von Hagen schreibt über das „dynamische Treiben auf dem so einfachen, aber überzeugenden Mikado aus Holzstegen“ in der Garten + Landschaft: „Die Installation animiert vor allem junge Menschen zum Klettern, Balancieren und Hüpfen. Sie entwickeln Spiele mit eignen Regeln die ihre Bewegungen auf der Brettskulptur lenken. (…) Manchmal stockt der Atem, denn stolpern und stürzen gehören zu den Eroberungen. Die Euphorie über die unendlichen Möglichkeiten und Herausforderungen aber übertüncht jeden Schmerz. In Spitzenzeiten spielen auf der Arbeit gleichzeitig dutzende Kinder nach ihren eigenen Regeln. Parcour-Sportler*innen haben die Landschaft als festen Trainingsort etabliert. Jugendliche mit Stunt-Scootern springen über die Installation. Wieder andere machen es sich einfach auf den Brettern und Plattformen gemütlich."
Dazu kommt: Keine schweren Verletzungen, ein überraschend geringer Unterhaltsaufwand und schlicht gar kein Vandalismus.


Alle Bretter sind Teil einer Reihe: Schnittsammlung der einzelnen Reihen des Brettspiels. © -, SOWATORINI Landschaft, 2020


Die Arbeit wurde wesentlich im Modell, M 1:20 entworfen. © Gianluca Torini, SOWATORINI Landschaft, 2020


Viele Spieler*innen interpretieren gleichzeitig die Landschaft nach ihren Vorstellungen © Sebastian Sowa, SOWATORINI Landschaft, 2020


Dichte Bretterlandschaft auf den höhenverstellbaren Konsolen © Alexander Luna, SOWATORINI Landschaft, 2020


Parcour-Training auf dem Brettspiel © Sebastian Sowa, SOWATORINI Landschaft, 2020


Ein früher Sonntagmorgen auf dem Brettspiel © Alexander Luna, SOWATORINI Landschaft, 2020


markante Sägezahn-Struktur innerhalb der Installation © Alexander Luna, SOWATORINI Landschaft, 2020


Das Aufbauteam auf dem Husemannplatz © Sebastian Sowa, SOWATORINI Landschaft, 2020


Entwurfsverfasser
Sebastian Sowa, Gianluca Torini
SOWATORINI Landschaft

Mitarbeiter
Holzbildhauer: Jens Kothe
Aufbauteam der Stadt Bochum


Fachplaner / Bauleitung
-

am Bau beteiligte Firmen
Die Arbeit haben wir selbst gebaut. Unterstützt wurden wir von einem Team der Stadt Bochum und dem Holzbildhauer Jens Kothe.


Auftraggeber | Bauherr
Stadt Bochum
Amt für Stadtplanung und Wohnen
Abteilung Stadtentwicklung
Sachgebiet Innenstadt | Stadtgestaltung und Untere Denkmalbehörde
Hans-Böckler-Straße 19
44777 Bochum
Ansprechpartner*innen: Dagmar Stallmann und Anja Rudack

Bearbeitungszeitraum
Dezember 2019 - Juni 2020

Planungs- / Baukosten
ca.30.000 Euro inkl. Honorar